Mein Weg zum Kunsthandwerk Ich wurde 1925 als Sohn des Schmiedemeisters Emil Schwartinsky und seiner Ehefrau Ella,geb.Dreier in Lowin in Hinterpommern geboren. Im Alter von 10 Jahren wurde ich nach dem Besuch der dörflichen Grundschule zur Mittelschule in der Kleinstadt Regenwalde umgeschult. Mein Lieblingsfach war der Zeichenunterricht. Von meinem Vater, der ein guter Freihandzeichner war, hatte ich dieses Erbe mitbekommen. Als ich mit 16 Jahren die Schule verließ, war der 2. Weltkrieg ausgebrochen und durch die Verhältnisse beeinflußt, fing ich eine Schmiedelehre im väterlichen Betrieb an. Ich erlernte die schmiedemäßige Metallbearbeitung von der Pike auf. Auf dem Lande hatten wir viel mit Bauern und Gutsbetrieben zu tun einschließlich Hufbeschlag, Pflug- und Wagenbau. Nach 2 Jahren Lehrzeit mußte ich meine Notprüfung als Schmiedegeselle machen denn schon am nächsten Tag, dem 5. Juli 1943 wurde ich als Soldat eingezogen. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft in England wurde ich 1948 nach Hause entlassen. Aber inzwischen waren meine Eltern vor der anrückenden Roten Armee geflüchtet und in Ostfriesland in der Nähe von Emden notdürftig untergekommen. Dorthin führte mich mein Weg. In England hatte ich während der Gefangenschaft schon Gelegenheit zu kunsthandwerklicher Betätigung. In meiner Freizeit fertigte ich mir selbst Schnitzwerkzeug an und arbeitete an diversen Holzfiguren. Unter anderem an einem Reiter auf einem Pferd, welches gerade ein Hindernis nimmt. Dies Stück konnte ich glücklich nach Hause schicken und es steht heute noch in unserer Wohnung. Nebenher zeichnete und aquarellierte ich auch. Im Januar 1948 wurde ich aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und fand meine Familie in Ostfriesland in einer ehemaligen Wehrmachtbaracke wohlbehalten und unversehrt vor. Im zu 80% zerstörten Emden fand ich in der Bau- und Kunstschlosserei JAN BERENTS in der Boltentorstraße als Schmiedegeselle Arbeit. Mein Chef erkannte bald meine zeichnerischen und schmiedetechnischen Fähigkeiten, so dass mir nicht nur die praktische Ausführung von gegebenen Zeichnungen übertragen wurde, sondern ich konnte bald auch meine eigenen Ideen verwirklichen. Wir wurden über Ostfriesland hinaus bekannt und es konnten in den über 40 Jahren meiner Tätigkeit in jenem Betrieb viele schöne und ansprechende Kunstschmiedearbeiten verwirklicht werden. Teils für Privatkunden aber auch für Kommunen, Kirchen und Geschäftshäuser. Durch einschlägige Literatur habe ich mich weiterbilden können. Um das Freihandzeichnen zu vervollkomnen, belegte ich einen Fernzeichenkurs. Nach dem Eintritt ins Rentenalter habe ich noch einige Jahre stundenweise in dem alten Betrieb weitergearbeitet weil es mir einfach Spass machte. Im Alter von 68 Jahren erwischte mich dann zunächst ein Schlaganfall, so dass es mit der praktischen Arbeit aus war. Danach kam dann noch ein Herzinfarkt dazu. Doch mit Gottes Hilfe konnte die Krankheit weitgehend überwunden werden. Aber Stillsitzen und auf das Ende warten ist nicht mein Ding, so dass ich mich mit meinen angestammten Hobbys weiter beschäftigte. So ist mir der Übergang vom Berufsleben zum Rentnerdasein nie schwer gefallen.
Nachstehend einige Fotos von Arbeiten aus meiner "aktiven" Zeit in der Kunstschmiede JAN BERENTS: Entwurf u. Ausführung: Gerhard Schwartinsky
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